Deutsche unter Niederländern

Gelegenheid:

Hartelijk dank voor het eerste exemplaar. Ik wil er een paar dingen over zeggen omdat het mij persoonlijk ook zeer raakt. In de eerste plaats, leuk dat er zo veel mensen zijn. En ook mensen waarbij ik persoonlijk op gehoopt had dat ze hier zouden zijn, Simon Cziommer, Tanja Jess. Waarom? Simon Cziommer moet ik wel iets over vertellen. Hij heeft mijn hart gebroken toen hij mijn club verliet voor AZ. Ik ben Roda JC fan. Wij worden ook wel eens moffen genoemd en dat is een eretitel. Maar het is echt, Simon was een dragende speler van mijn team en ik wist zeker dat hij zou blijven, maar hij koos toch een ander avontuur. En ik mis hem nog steeds en ik ben een grote fan van een heel sierlijke speler die heel goed penalty’s kan nemen, maar daarnaast ook geweldige vrije trappen neemt.

Aber wir werden jetzt nicht nur über Fußball reden – obwohl das natürlich zwischen unseren beiden Völkern immer ein emotional sehr beladenes Thema ist, auch wenn 74 und 88 längst vergessen sind und wir nicht mehr mit denselben Problemen kämpfen müssen wie früher. Was ist nun mein persönliches Verhältnis zu Deutschland? Ich komme aus einer Grenzregion. Mein Urgroßvater war Bergarbeiter. Er hat nur zwei, drei Tage in der Woche gearbeitet, manchmal auch die ganze Woche. Er bekam jeden Tag seinen Lohn. Und manchmal, wenn es in Limburg keine Arbeit gab, ging er zu Fuß nach Aachen, um dort zu arbeiten. Die Grenze gab es damals nicht. Für ihn waren die Leute auf der anderen Seite der Grenze auch Rheinländer. Man traf sich zum Skatspielen, beim Karneval usw. Die Grenze entstand eigentlich erst während des Krieges. Natürlich gab es für uns auch vorher schon Deutsche, die haben wir „Pruusen“ genannt. Das waren aber nicht die Leute aus der Grenzregion, sondern zum Beispiel die aus Berlin. Die hatten mit uns nichts zu tun.

Meine Mutter hat mir einmal erzählt, dass sie in einer Kriegsnacht – ich glaube, es war 1943 oder 44 – zusammen mit ihren Eltern sah, wie Aachen bombardiert wurde. Die Stadt, das konnte man von Heerlen aus sehen, brannte. Es war ein schrecklicher Anblick, aber die Leute haben sich gefreut. Das können wir uns heute gar nicht mehr vorstellen. Menschen, die sich bis dahin mit den Nachbarn auf der anderen Seite der Grenze eng verbunden gefühlt hatten, sahen nun, im Krieg, mit Freude zu, wie dieselben Nachbarn dort – nur fünf oder zehn Kilometer entfernt – zu leiden hatten. So etwas macht der Hass mit uns. Heute ist die Grenze wieder weg. Manchmal fahre ich mit meinen Kindern mit dem Fahrrad nach Aachen, da gibt es eine wunderbare Buchhandlung, die kann ich Ihnen wirklich nur empfehlen. Dann trinken wir eine Tasse Kaffee und fahren wieder zurück. Aber ich muss sagen, obwohl diese Grenze nicht mehr da ist – kulturell sind die Unterschiede größer als vorher. Obwohl wir in derselben Region wohnen. Wir sind mehr Holländer als früher, und die Deutschen, die Aachener, die Rheinl änder sind mehr Deutsche als früher. Das ist komisch, heißt aber nicht, dass wir uns nicht gut verstehen. Ich glaube, wir verstehen uns sehr gut, aber die Grenze ist heute kulturell viel prägender als früher.

Dieses Buch zeigt auch, dass noch nicht alles perfekt ist in diesem schwierigen Verhältnis. Es hat sich aber einiges geändert. Als erstes haben wir nach der Wende gesehen, dass Deutschland auch nicht immer das stärkste Land ist, auch Probleme hat, und dass unsere Wirtschaft manchmal besser ist als die deutsche. Das haben wir uns vorher nie vorstellen können. Diese relative Schwä che Deutschlands hat dazu geführt, dass wir Deutschland jetzt eher als einen gleichwertigen Partner sehen. Und das ist eine gute Sache. Die zweite gute Sache ist, dass wir jetzt wissen, dass wir auch nicht immer ohne Fehler sind. Eine Aktion wie damals „Ich bin wütend“ wäre heute undenkbar. Denn wir haben durchaus Grund, manchmal auch auf das wütend zu sein, was in unserem Land passiert. Drittens glaube ich, dass dieses neue Europa, nach der Wende, in dem es so viele Unterschiede gibt, uns eher näher zusammengebracht hat. Meine Erfahrung in der EU ist, dass von den großen Mitgliedstaaten Deutschland uns immer am nächsten gestanden hat und dass die Deutschen uns als gleichwertigen Partner ansehen, mehr, als es Franzosen oder Briten tun würden. Wenn man sich anschaut, was den Leuten wichtig ist, wirtschaftlich, kulturell, gesellschaftlich, dann entdeckt man, dass sie sich ein gewisses Gleichgewicht zwischen Arbeit und Erholung wünschen. Wir wollen, dass es eine gute Altersfü rsorge gibt. Wir wollen, dass es gute Schulen gibt usw. Da sind wir uns sehr nahe, Holländer und Deutsche, obwohl wir das natürlich in Limburg oder im Osten und Norden besser sehen als hier in Den Haag, wo man immer glaubt, wir Hollä nder wären so etwas wie Reservebriten. Der flämische Schriftsteller Louis Paul Boon hat einmal geschrieben: „Holländer – das sind Briten, die auf der falschen Straßenseite fahren.“ Aber das ist nur die Haltung hier. Im Großen und Ganzen sind die meisten Holländer, auch wenn ihnen das nicht bewusst ist, den Deutschen viel näher als den Briten oder anderen Europäern.

Ad, du hast wirklich ein schönes Buch geschrieben, das uns etwas über Deutschland und Holland erzählt. Das uns auch zeigt, dass es immer Vorurteile geben wird. Das gehört auch ein bisschen dazu in Europa. Du hast uns auch gezeigt, dass man in Deutschland früher viel zu positiv über uns gedacht hat und jetzt vielleicht etwas zu negativ. Es gibt noch viel zu tun in den Beziehungen zwischen unseren beiden Völkern, aber sie sind heute viel besser, als wir es fr üher für möglich gehalten hätten. Die zweite Frau meines Vaters ist Deutsche. Als die beiden 1980 heirateten, musste er sich von seinen Kollegen im Auß enministerium noch Bemerkungen anhören. Das wäre heute wirklich undenkbar. Also auch in dem Sinne sind wir viel weiter als damals.

Es ist, wie Herbert Grönemeyer es in einem seiner Lieder beschrieben hat. Wir haben die Leute in den letzten Jahren zu wenig bewegt, wir Politiker in Holland und Deutschland, zu wenig Positives gesagt, sie zu wenig mitgenommen in einem Traum von Europa, der damit zu tun hat, dass wir die Probleme, die wir haben, ü berwinden können und dass nicht die Angst regiert, sondern die Hoffnung. Und ich glaube, dass holländische und deutsche Politiker mit einem solchen Buch deutlich machen können, dass es viel mehr Hoffnung gibt als Angst oder Verzweiflung. Und dass wir diese Hoffnung auch nutzen müssen in einer Zeit, in der Europa so vielen Bedrohungen von außen ausgesetzt ist. Bedrohungen, die wir aushalten können. Unsere Gesellschaften sind viel stärker, als wir manchmal denken. Ad, ich danke dir wirklich von ganzem Herzen für dieses Buch. Ich hoffe auch, dass Sie alle es lesen werden. Sie werden sehen, es gibt immer noch Leute, die lieber nicht sagen, dass sie aus Deutschland kommen. Während meines Wehrdienstes war ich auch zu Übungen in Deutschland. Damals haben meine Soldaten zu Deutschen immer gesagt: „Ich will mein Fahrrad zurück!“ Das war 1985 oder 1986. Ich habe dann gefragt: „Warum sagt ihr das eigentlich?“ – „Das sagt man doch zu Deutschen.“ – „Aber warum?“ – „Keine Ahnung, die sollen uns eben unser Fahrrad zurückgeben.“ Die Vergangenheitsbewältigung in Deutschland ist gelungen, davon bin ich überzeugt. Wir Holländer haben unsere Vergangenheit vergessen. Ich glaube, wir können von den Deutschen lernen, dass es immer gut ist, seine eigene Geschichte zu kennen, sich damit auseinanderzusetzen und sie auch zu einem Teil der nationalen Kultur zu machen. Ich hoffe, dass uns das gelingt. Du hast uns dabei geholfen. Ich danke dir, ich wünsche dir viel Erfolg und hoffe, dass viele Leute das Buch kaufen werden.