Rede zur Eröffnung der Grüne Woche

Rede der Niederländischen Agrarministerin Sharon Dijksma zur Eröffnung der Grüne Woche, Berlin.

Liebe Ilse, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Bäuerinnen und Bauern, sehr verehrte Gäste!

Nicht einmal einen Monat bin ich nun Landwirtschaftsministerin der Niederlande, und schon darf ich auf der schönsten Agrar- und Verbrauchermesse der Welt zu Gast sein! Darüber freue ich mich sehr.

Keine Landwirtschaftsausstellung auf der Welt hat eine solche Tradition und eine solche Atmosphäre wie die Internationale Grüne Woche

Liebe Bäuerinnen und Bauern, wie schön, dass Sie so zahlreich hier erschienen sind. Sie tragen die Samen dieser Welt. Wo wären wir ohne Ihr Wissen und Ihre Erfahrung?

Die Grüne Woche führt uns die Bedeutung der Landwirtschaft vor Augen, lässt uns die Qualität der Produkte genießen und regt uns an, darüber nachzudenken, wie die Weltbevölkerung in Zukunft ernährt werden kann.

Landwirtschaft, Qualität, Zukunft – das ist die Internationale Grüne Woche. Die Niederlande nehmen in diesem Jahr zum sechzigsten Mal an der Grünen Woche teil. Welche Ehre und welche Freude, dass wir erneut Partnerland sein dürfen!

Ich bin stolz auf die niederländische Landwirtschaft, mit Ilse zusammen stolz auf die deutsche Landwirtschaft, mit Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, stolz auf die europäische Landwirtschaft.

Sie werden mir zustimmen, wenn ich sage: Die Bäuerinnen und Bauern und die nahrungsmittelverarbeitende Industrie haben es verdient, im Scheinwerferlicht zu stehen. Denn was wären unsere Volkswirtschaften ohne unsere Bäuerinnen und Bauern?

Ohne unsere nahrungsmittelverarbeitende Industrie?

Qualität wächst in Holland!

In den Niederlanden ist die Landwirtschaft die wichtigste Säule der Wirtschaft. Landwirtschaft und Gartenbau steuern zehn Prozent der Wirtschaftsleistung und der Beschäftigung bei. Und es ist sehr bemerkenswert, dass der Export in Ihr Land auch im vergangenen Jahr, trotz der schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um weitere vier Prozent gestiegen ist. Damit haben wir eine Steigerung von fünfzehn Prozent innerhalb von zwei Jahren. Was für eine tolle unternehmerische Leistung! Was für eine tolle bilaterale Zusammenarbeit!

Tja, die Holländer … Hier in Deutschland spricht man ja sehr gern und viel über uns. Auch über unsere Holzschuhe. Wir sind allerdings froh, dass wir sie haben, denn in einem so regen- und wasserreichen Land sind wir sehr darauf bedacht, trockene Füße zu behalten.

Der bekannteste Philosoph der Niederlande, unser Fußballkaiser Johan Cruijff, drückt diesen Sachverhalt wie folgt aus: »Jeder Nachteil hat auch einen Vorteil.« Aber unterschätzen Sie uns nicht.

Geographisch gesehen mögen die Niederlande ein kleines Land sein, in der Agrarwelt zählen sie im Bereich der nachhaltigen Produktion zu den ganz Großen. Unternehmergeist, Qualität und Innovation sind unsere Erfolgsfaktoren.

Wir sind und bleiben der weltweit zweitgrößte Agrarexporteur.

Gleiches gilt für die Anwendung innovativer Lösungen. Wir Niederländer übernehmen nun einmal Neues häufig etwas schneller als andere.

Wir sind immer neugierig auf Innovationen. Wussten Sie zum Beispiel, dass niederländische Landwirte satellitengestützte Erntemaschinen einsetzen, um die Felder auch noch bis zum letzten Quadratzentimeter abzuernten?

Oder schauen Sie sich mal in Halle achtzehn um. In unseren Gewächshäusern mit grüner Energie. Mit den neuesten Entwicklungen bei Qualitätsprodukten für die Verbraucher, die nicht so lange in der Küche stehen wollen. Oder den neuesten Techniken zur Herstellung von frischem, nicht-tiefgefrorenem Flugzeugessen.

Tja, wir Holländer … Wir stehen nicht nur im winterlichen Stau an der Spitze, weil wir vergessen haben, Schneeketten aufzuziehen, wir sind auch und vor allem dann spitze, wenn es um Qualität geht.

Qualität, die unsere Bäuerinnen und Bauern, unsere Unternehmer liefern, die auch auf dem Gebiet des Umwelt- und des Tierschutzes führend sind. Wir sind spitze, weil wir, wie unsere deutschen Handelspartner, höchste Qualitätsanforderungen stellen.

Nachhaltigkeit ist die Stärke der niederländischen Agrarwirtschaft.

Nicht zuletzt deshalb sind niederländische Produkte bei Verbrauchern auf der ganzen Welt so beliebt.

Ob es nun um unsere Produkte, unsere Zulieferer oder unsere Partner geht – auch hier gilt unser Motto für diese Messe: »Qualität wächst in Holland!«

Zum Glück wissen Sie, verehrte Anwesende, was Sie an uns haben.

Denn auch wenn wir im Fußball »Lieblingsgegner« sind – wenn es um die Handelsbeziehungen geht, sind wir beste Freunde.

Die Zahlen sprechen für sich: Die Niederlande exportieren Agrarprodukte im Wert von sage und schreibe neunzehn Milliarden Euro nach Deutschland. Umgekehrt führen die Niederlande Agrarerzeugnisse im Wert von neun Milliarden Euro aus Deutschland ein.

So waren wir auch im vergangenen Jahr wieder der größte ausländische Abnehmer von deutschen Lebensmitteln.

Weil wir so gern mit dem Wohnwagen verreisen, nennen die Deutschen einen Stau in Holland einen Campingplatz, aber nirgendwo sonst auf der Welt ist der Agrarhandelsverkehr so intensiv wie zwischen unseren beiden Ländern.

Das ist auch der Grund, warum die deutschen und die niederländischen Landwirte so vieles gemeinsam haben. Ein Gemüsezüchter aus Hoek van Holland, ein Milchbauer aus Brandenburg, ein Schweinehalter aus Brabant, ein Winzer von der Mosel – sie alle haben eine große Leidenschaft: Bauer zu sein.

Sie sind stolz auf ihre Rolle in der Landschaftspflege. Oder auch bei der Vermarktung und beim Absatz von Produkten aus der Region.

Hier passiert schon eine ganze Menge zwischen unseren beiden Ländern. Diese Zusammenarbeit möchte ich gern noch weiter ausbauen. Denn: Zusammen ist gut Kirschen essen.

Auch im Bereich der Logistik können wir zusammen viel erreichen.

Ich weiß: Viele Deutsche denken, wenn sie ein holländisches Nummernschild sehen: »Schwarze Zahlen auf gelbem Grund; halt dich fern und bleib gesund.«

Das hat uns aber nicht davon abgehalten, gemeinsam eine Reihe von logistischen Lösungen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu entwickeln, die sich sehen lassen können.

In den Niederlanden haben wir dem Bereich Gartenbau und Ausgangsmaterialien sowie der Agrar- und Ernährungswirtschaft den Status von sogenannten Topsektoren verliehen. Auch hier getreu dem Motto: Qualität wächst in Holland. Im Rahmen dieser Politik nehmen wir zusätzliche Mittel in die Hand und verstärken die Forschung.

Die Ergebnisse möchten wir Ihnen natürlich gern präsentieren.

Meine Damen und Herren, erfreulicherweise arbeiten Deutschland und die Niederlande schon heute – in guter Freundschaft – sehr intensiv zusammen. Außerdem arbeiten wir gut zusammen, wenn es darum geht, den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung zu verringern, um so der Ausbildung von Resistenzen entgegenzuwirken. Und auch die Zusammenarbeit mit Unternehmen in Süddeutschland kommt allmählich in Schwung. Wie Sie wissen, sind viele niederländische und süddeutsche Unternehmen aus verschiedenen Sektoren sehr an einer engeren Zusammenarbeit interessiert. Ich denke dabei vor allem an die Bereiche Lebensmittel, nachhaltige Logistik, Wissenstransfer und Zulieferindustrie. Und damit können wir uns Lorbeeren verdienen.

Zum Schluss, liebe Ilse, möchten wir natürlich auch weiterhin in Brüssel an einem Strang ziehen. Denn auch in Fragen der Gemeinsamen Agrarpolitik liegen wir meistens auf einer Linie.

Unser Ziel muss es sein, die Landwirtschaft bis 2020 zu einem noch stärkeren Sektor unserer Wirtschaft zu machen. Wenn ich über die Zukunft der europäischen Landwirtschaft nachdenke, stehen für mich Wettbewerbsfähigkeit, die Förderung der Nachhaltigkeit und der Begriff Innovation im Mittelpunkt.

In der Agrarpolitik muss der Fokus für die Landwirte auf die Stärkung ihrer unternehmerischen Initiative, ihrer Fachkunde und Innovationsfähigkeit verschoben werden. Nicht nur die erste Säule, sondern vor allem auch die Zweite Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik muss durch effektive und einfache Maßnahmen dazu beitragen. Bauern sind keine Buchhalter!

Und, nicht zu vergessen:

Wir wissen beide, dass die Welt nicht an den Grenzen der EU aufhört.

Wir stehen vor großen globalen Herausforderungen.

Die nachhaltige Gestaltung der Produktion und flankierende technologische Innovationen sind eine unverzichtbare Voraussetzung für die Vermeidung künftiger Nahrungsmittelknappheit und Umweltzerstörung. Unser Motto dabei lautet »Mehr mit weniger«: Innovationen für die nachhaltige Produktion von mehr und qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln bei gleichzeitiger Reduzierung des Ressourcenverbrauchs.

Ich bin aber durchaus zuversichtlich, dass wir diese Herausforderungen meistern werden. Denn wenn es jemanden gibt, der weiß, wie man das schaffen kann, dann sind es unsere Bäuerinnen und Bauern, die zusammen mit Unternehmen, Forschungsinstituten und Behörden schon hervorragende Erfolge erzielt haben. Kommen Sie doch einfach am Freitagnachmittag zum niederländischen Fachpodium beim GFFA; dort informieren wir Sie gern über unseren Ansatz.

Meine Damen und Herren, liebe Bäuerinnen und Bauern, Sie tragen die Verantwortung für die Erde auf ihren Schultern, Sie stehen für Unternehmertum, für Qualität und für Innovation. Sie weisen uns den Weg in die Zukunft. Sie verdienen unsere Unterstützung.

Sie sind herzlich eingeladen, den niederländischen Pavillon in Halle achtzehn zu besuchen. Dort finden Sie alles, was das Herz begehrt: von leckeren, schmackhaften Produkten über einen herrlichen Blumengarten bis hin zu wissenschaftlichen Institutionen mit internationalem Renommee. Auch guten Wein – deutschen Wein wohlgemerkt, denn Qualität wächst nicht nur in Holland, sondern auch bei unserem Partner Deutschland.